Blogserie von Dipl. Ing. Siegfried Neubauer
„To be or not to be – oder die letzte Chance, aus einem Kranken und einem Amputierten einen Gesunden zu machen. Ein spannender Tatsachenbericht über Organisationsentwicklung, Change Management, Kommunikation und Führung und was das alles mit Macht und Glück zu tun hat.“
Teil 2:
“Ein ganzheitlicher Ansatz als Voraussetzung”
Als für mich klar war, dass es mit einem „Umzug“ von Maschinen nicht getan sein wird, machte ich mir Gedanken, wie man ein Lösungsbild ganzheitlich skizzieren kann. Es musste ein einfaches und verständliches Bild sein, es musste alle wesentlichen Aspekte beinhalten und es musste geeignet sein, daraus ein Projekt mit Detailinhalten abzuleiten.
So ein generisches und gleichzeitig individuelles Modell gab es natürlich nicht – also griff ich auf mehrere geeignete Ansätze zurück und kombinierte diese.
Ansatz 1: Das Minimum an ganzheitlichem Management nach St. Galler Ansatz
Dieser Ansatz baut darauf auf, dass zum einem die strategische Ausrichtung der neuen Fabrik klar sein muss. Was ist die Mission der Fabrik, also ihr Zweck? Welche wesentlichen Marktstellungsziele und interne Ziele verfolgen wir damit? Zum anderen leitete sich daraus gemäß „structure follows strategy“ die grundlegenden strukturellen Anforderungen an Struktur und Abläufe ab um eben die Strategie umzusetzen. Darüber hinaus bedarf es eine entsprechende Kultur in der Organisation, um sowohl die Strategieumsetzung als auch die Mammutaufgabe der Fusion erfolgreich zu bewältigen. In der Mitte dieser drei Schwerpunkte steht das Management der Fabrik, welches diese Schwerpunkte nicht aus den Augen verlieren darf und ausbalancieren muss.
Ansatz 2: Die 8 Schritte für erfolgreiches Veränderungsmanagement nach Kotter
Dieser Ansatz ist wie eine chronologische Checkliste für erfolgreiches Change Management zu verstehen, um zum einen nichts zu vergessen und zum anderen, um sach- und psychologisch die richtigen Impulse zu setzen. Das sind im wesentlichen „Aufstellung einer Dringlichkeit“, „Aufstellung der Leitungskoalition“, „Entwicklung einer Vision und Strategie“, „Übermittlung der Veränderungsvision“, „Befähigung von Aktionen auf breiter Basis“, „Erzeugung kurzfristiger Siege“, „Festigung der Gewinne und Erzeugung weiterer Veränderungen“, „Verankerung neuer Ansätze in der Kultur“.
Ansatz 3: Konsequente Anwendung der Kräftefeldanalyse auf der Metaebene
Das Prinzip auf der Metaebene ist relativ einfach: Um von einem Ist-Zustand zu einem Soll-Zustand zu kommen, gibt es oft hemmende, aber auch fördernde Faktoren. Diese gilt es herauszuarbeiten und dann konsequent darauf zu schauen, die hemmenden Kräfte unwirksam werden zu lassen und die fördernden Kräfte weiter zu stärken. Das bestimmt das Bündel an flankierenden Impulsen auf der Metaebene. Beispiele dafür sind, mit Bedenken und Widerständen konstruktiv umgehen, Spannungs- und Konfliktsituationen aktiv bearbeiten, eine tragfähige Führungskoalition schaffen, Botschafter für das Neue gewinnen oder Empowerment auf breiter Ebene schaffen und ermöglichen.
Zusammengefasst ergab sich mit diesen drei Ansätzen nachfolgendes Bild als ganzheitliches Lösungsbild – einfach, verständlich, vollständig.
Dieses Lösungsbild und die damit verbundenen Argumente überzeugten das für Europa verantwortliche Management meines Kunden und ich bekam den Auftrag, ein detailliertes Konzept zu erarbeiten. Gleichzeitig wurde ich informiert, dass auch andere „externe Begleiter und Fachexperten“ in verschiedensten Funktionen schon aktiv waren und noch sein sollen. Der Auftrag war daher auch, diese mit zu integrieren und zu berücksichtigen. Noch eine Herausforderung mehr, dachte ich…
Wie ging es weiter? Im nächsten Blogbeitrag zeige ich, wie die Detailkonzeption aussah und wie wir das Projekt aus der Taufe gehoben haben. Das war gar nicht so einfach, wie man sehen wird. Bleiben Sie dran…. 😉